Hilfe für Angehörige
"Niemand soll merken, was bei uns los ist!"
Die meisten Angehörigen wissen gar nicht, dass sie mit diesem Verhalten die Abhängigkeit des süchtigen Partners noch fördern.
Dieses Verhalten bezeichnet man als Co-Abhängigkeit.
Co-Abhängige sind oft Verbündete des Abhängigen, ohne dass ihnen das bewusst ist, indem sie u. a.
- Verantwortung für den Alkoholabhängigen übernehmen,
- ihm Aufgaben abnehmen,
- für den Abhängigen lügen,
- sein Verhalten entschuldigen oder decken,
- ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen,
- ihre eigenen Gefühle unterdrücken, nicht zeigen oder zugeben.
Die Angehörigen stecken meist in einem Gefühlschaos.
Sie wollen helfen, die Situation aufhalten, klammern sich an Versprechungen, müssen aber oft genug erkennen, dass sie scheitern. Wut, Verwirrung, Hilflosigkeit, Trauer, Angst und vor allem Scham sind in dieser Situation völlig normale Gefühle.
Die folgen können Depressionen und psychosomatische Beschwerden sein wie Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit, Magen- und Darmprobleme, Kopf- und Rückenschmerzen, Atemprobleme, Hörsturz, hoher Blutdruck - je nachdem, wo der Körper anfällig ist.
Im Extremfall können die Beschwerden so stark sein, dass die Angehörigen eher sterben als die Süchtigen selbst.
Daher ist es sinnvoll und notwendig, dass auch die Angehörigen Hilfe und Behandlung erhalten.
Aus diesem Grund ist der KREUZBUND eine Selbsthilfeeinrichtung nicht nur für Suchtkranke, sondern auch für Angehörige.
Dort können die Co-Abhängigen offen über ihre Probleme sprechen und erfahren, wie andere Angehörige die Krise bewältigen bzw. bewältigt haben und von deren Erfahrungen profitieren. Man wird feststellen, dass man mit den Problemen nicht alleine ist.
Man kann den süchtigen Menschen nicht verändern, aber der Angehörige kann etwas für sich selbst tun.
Informieren Sie sich über die Alkoholkrankheit! Je mehr Sie über die Krankheit wissen, je besser können Sie mit ihr umgehen, auch als Angehörige/r.
Kommen Sie zu uns! Wir sind in Ihrer Nähe >>
***
Wie kann man dem suchtkranken Partner wirklich helfen?
Angehörige von Suchtkranken haben es nicht selten in der Hand, Suchtkarrieren zu beenden. Sie müssen jedoch vor allem von ihrem bisherigen Co-Verhalten abkommen.
Es gehört zum Krankheitsbild eines Suchtkranken, dass er nicht ohne Weiteres fähig ist, seine Abhängigkeit einzusehen. Das Suchtmittel wird zum Mittelpunkt seines Lebens. Jeden, der es ihm wegnehmen will, sieht er als persönlichen Gegner an. Er muss also selbst erkennen, wie krank er ist. Aber das kann er meist erst dann, wenn er mit den Folgen seiner Sucht konfrontiert wird. Erst wenn der Rückhalt aus dem Umfeld fehlt, ist der Abhängige gezwungen, selbst etwas zu unternehmen.
- Machen Sie es sich immer wieder bewusst, dass ihr Partner krank ist und Hilfe braucht.
- Vorwürfe und vergebliche Kontrollversuche sind sinnlos. Sie bringen den Betroffenen nicht zur Einsicht und führen meist nur zu Agressionen und sinnlosen Auseinandersetzungen und können das Trinken verstärken.
- Lassen Sie sich nicht auf seine vorschnellen Versprechungen ein, die er gar nicht einhalten kann.
- Versuchen Sie, Diskussionen und Streitsituationen zu vermeiden, was nicht immer einfach ist, weil der Betroffene oft gerade mit dem Streit sucht, der ihm helfen will.
- Lügen Sie nicht mehr für ihn, wenn er z. B. durch seine Trinkerei Termine versäumt oder nicht auf der Arbeitsstelle erscheinen kann. Solche Aktionen machen es dem Betroffenen leicht, weiterzutrinken, da er ja keine unangenehmen Erfahrungen durch sein Trinken macht. Muss er selber für seine Ausfälle gerade stehen, erhöht das den Leidensdruck.
- Drohen Sie ihm keine Konsequenzen an, die Sie gar nicht ziehen wollen. Nur ständiges Drohen, wird vom Betroffenen nicht ernst genommen. Hat der Alkoholkranke keine Konsequenzen zu befürchten, wird er sich nicht ändern.
- Suchen Sie selbst eine Sucht-Beratungsstelle und/oder Selbsthilfegruppe auf. Dort können sie offen über Ihre Probleme sprechen und erhalten fachlichen Rat.
Wenn man dem Alkoholkranken wirklich helfen will, heißt das, ihm nicht zu helfen. Alles andere verlängert die Krankheit unnötig.